Ihre Intervention, Ihr Weg! Kurzinterventionen zur Änderung von Bewertungen

von Katarzyna Cantarero, SWPS University, Polen

Subjektives Wohlbefinden wird bestimmt durch Umstände, mit denen wir geboren werden, durch Situationen, die uns im Verlauf unseres Lebens widerfahren und, (glücklicherweise!) dadurch, wie wir absichtlich handeln. Viele Forscher*innen haben untersucht, was unser psychologisches Befinden effektiv verbessern kann. Kurze Interventionen zur Änderung von Bewertungen (oder positiven Affirmationen) können ein hilfreiches Werkzeug sein um das Wohlergehen von Personen zu steigern.

Die Forschung zeigt, dass kurze Schreibaufgaben (z.B. Dankbarkeits-Listen oder -Briefe) das psychologische Wohlbefinden verbessern können. Zudem zeigte eine große Studie von Forscher*innen aus 87 Ländern, dass einfache Bewertungs-Interventionen (d.h. solche die darauf abzielen zu verändern, wie sich jemand bzgl. einer bestimmten Situation fühlt oder die dazu anregen, sich auf die positiven Aspekte einer Situation zu fokussieren) zu mehr positiven Emotionen während der COVID-19 Pandemie beitragen konnten. Die Umbewertung von potenziell stressreichen Ereignissen kann hilfreich dabei sein, einen Vorteil aus diesen Ereignisse zu ziehen. Während dieser Bewertungsaufgaben denken die Teilnehmenden über Argumente für die positiven Seiten der Situation nach, in der sie sich befinden

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Beratung außerhalb der Klinik: Das vielversprechende Potenzial mobiler Technologien

Egon Dejonckheere & Peter Kuppens, KU Leuven, Belgien.

Viele Formen der Beratung und Psychotherapie finden immer noch überwiegend im Therapieraum statt. Doch wenn die Patient*innen den Therapieraum verlassen, fällt es ihnen manchmal schwer, sich ihren Herausforderungen zu stellen, Chancen zur Besserung zu ergreifen und das in der Sitzung Gelernte umzusetzen. Es ist erwiesen, dass die therapeutische Praxis sehr davon profitieren kann, wenn sie direkten Zugang zu Informationen darüber hat, was im täglichen Leben der Menschen vor sich geht. Solche Informationen können Interventionsmöglichkeiten aufzeigen und die Lücke zwischen den Beratungssitzungen und dem wirklichen Leben wirksam schließen.

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Patient*innen helfen, ihre Krankheit zu bewältigen: Die Bedeutung subjektiver Krankheitskonzepte

Von Yael Benyamini, Tel Aviv University, Israel und Evangelos C. Karademas, University of Crete, Greece

Anna und Marie sind beide gesund, 45 Jahre alt und leben in einer großen europäischen Stadt. Beide kennen mehrere Personen, welche an COVID-19 erkrankt sind, und beide hören und lesen immer wieder neue Nachrichten über COVID-19. Anna glaubt, dass COVID-19 eine sehr ernsthafte Erkrankung ist. Obwohl sie überzeugt ist, dass sie sich aufgrund ihres relativ jungen Alters von der Krankheit erholen würde, fürchtet sie langfristig anhaltende unangenehme Folgen einer Erkrankung. Daher arbeitet sie so viel wie möglich von Zuhause aus, verlässt das Haus niemals ohne eine Maske und wartet auf die nächste Impfdosis.

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Wie neue Erkenntnisse über Stress helfen können, das besorgte Gemüt zu beruhigen

Bart Verkuil, Department of Clinical Psychology, Leiden Universität, The Netherlands and PEP Group, Noordwijk, Niederlanden

“Was ist, wenn ich mich infiziere und im Krankenhaus lande?” “Was ist, wenn ich in ein paar Monaten meine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann?” “Welche Auswirkung wird dieser Lockdown auf die Gesundheit meiner Kinder haben?”

Die Bedrohung durch das Coronavirus hat einen enormen Einfluss auf die meisten unserer Lebensbereiche. Um festzustellen, welche Massnahmen ergriffen werden müssen und um abzuschätzen, welchen Risiken wir ausgesetzt sind, verwenden Wissenschaftler*innen statistische Modelle zur Vorhersage der Virusausbreitung. Dies hilft sicherlich, um eine gewisse Kontrolle über diese Pandemie zu erlangen. Interessanterweise handeln wir als einzelne Menschen ständig wie diese Wissenschaftler*innen, allerdings auf eine automatisiertere Art und Weise; unser menschlicher Verstand kann als “Vorhersagemaschine” betrachtet werden, die ständig abschätzt, ob wir gerade Gefahr laufen infiziert zu werden, unseren Arbeitsplatz zu verlieren oder kritisiert zu werden. Allerdings gibt es grosse Unterschiede, wie Menschen diese Risiken einschätzen und für manche Menschen steigern sich diese Einschätzungen zu intensiven Sorgen.

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Wenn Medizin ein Teamspiel ist, sollten Patient*innen auch mitspielen: Eine psychologische Perspektive auf das Engagement von Patient*innen

Von G. Graffigna, Universität Cattolica del Sacro Cuore, Italien

Damit Gesundheitssysteme effektiv funktionieren, müssen die medizinischen Fachkräfte entlang des gesamten Versorgungswegs zusammenarbeiten und ihre Bemühungen koordinieren. Mit anderen Worten; Medizin erfordert Teamarbeit, um erfolgreich zu sein. Wenn wir uns auf dieses Prinzip einigen, dann sollte – bei Nutzung einer Sportmetapher – auch die/der Patient*in als eine/ein Mitspieler*in im Team betrachtet werden!

Das Konzept des Patientenengagements erkennt dies an und ist ein wichtiger Bestandteil zur Verbesserung der Effektivität und Nachhaltigkeit der Gesundheitsversorgung.

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Wie man Patient*innen dabei unterstützt, Gewicht zu verlieren und ihren Diabetes Typ 2 besser zu kontrollieren

Leah Avery – Teesside Universität, Vereinigtes Königreich

Diabetes Typ 2 wurde früher als eine fortschreitende Erkrankung angesehen, die unweigerlich eine Insulintherapie erfordert. Die Forschung zur Änderung des Lebensstils stellt diese pessimistische Prognose jedoch infrage. Während die Prävalenz von Diabetes Typ 2 weiter zunimmt, gibt es auch immer mehr Belege für die wichtige Rolle der Ernährung und der Änderung unserer Essgewohnheiten, um die Krankheit erfolgreich zu bewältigen.

Ernährungsorientierte Ansätze können weitgehend in zwei Ansätze unterteilt werden. Diejenigen, die sich darauf konzentrieren, was wir essen (z.B. Kohlenhydrate), um den Stoffwechsel und die glykämische Kontrolle (d.h. Blutzuckerkontrolle) durch langsamen und stetigen Gewichtsverlust zu optimieren. Und andere, die sich auf die gegessene Menge konzentrieren, wie z.B. die kalorienarme Ernährung, die eine erhebliche Energieeinschränkung für eine schnelle Gewichtsabnahme beinhaltet.

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Vermittlung von Gesprächstechniken an Fachkräfte – das Healthy Conversation Skills Programm

Von Wendy Lawrence, Universität Southampton

In der heutigen Gesellschaft werden die Hauptursachen für Tod und Krankheit massgeblich durch unseren Lebensstil beeinflusst und es gibt einen wachsenden Fokus darauf, wie Gesundheitsverhalten verbessert werden kann. Fachkräfte an der Front, insbesondere diejenigen, die im Gesundheits-, Sozial- und Gemeinschaftswesen arbeiten, sind eine sehr wichtige Ressource für die Unterstützung von Verhaltensänderungen. Routinetermine in der Vorsorge bieten eine gute Möglichkeit, Gespräche über Verhaltensänderungen zu initiieren. Viele Fachkräfte haben aber das Gefühl, dass ihnen das Wissen und die Fähigkeiten fehlen, die für die Unterstützung von Verhaltensänderungen notwendig sind. Dies kann das Selbstvertrauen verringern, in Gesprächen mit Klient*innen oder Patient*innen über potenziell sensible Themen wie Rauchen, Gewichtsabnahme oder Alkoholkonsum sprechen zu können.

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Essbar oder nicht essbar, das ist die Frage: Wie können Gesundheitspsychologinnen und Gesundheitspsychologen den Menschen in Bezug auf Lebensmittelsicherheit helfen?

Von Barbara Mullan, Curtin Universität, Australien

Das Ausmass des Problems

Jedes Jahr erkrankt weltweit einer von 10 Menschen (ca. 600 Millionen Menschen) nach dem Verzehr verseuchter Lebensmittel und bis zu 420.000 Menschen sterben daran. Es gibt es grosse geographische Unterschiede darin, wo diese Fälle auftreten. Afrika, Südostasien und das östliche Mittelmeer weisen die höchste Belastung durch lebensmittelbedingte Krankheiten auf (weitere Einzelheiten über die Belastung durch lebensmittelbedingte Krankheiten nach Region finden Sie hier). Zusätzlich zu diesen geographischen Unterschieden gibt es auch grosse Unterschiede in der Art der Erreger, die für lebensmittelbedingte Krankheiten verantwortlich sind (z.B. Viren, Bakterien, Parasiten).

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Schwangeren Frauen helfen mit dem Rauchen aufzuhören: Austausch bewährter Praktiken aus Grossbritannien

Von Felix Naughton, University of East Anglia, Vereinigtes Königreich

Zwischen 25-50% der Raucherinnen geben das Rauchen auf, nachdem sie bemerkt haben, dass sie schwanger sind. Aber warum rauchen die übrigen während ihrer Schwangerschaft weiter?

Wissen sie nicht, dass Rauchen während der Schwangerschaft schädlich ist? In der Regel wissen sie es. Eine unserer britischen Studien, an der sowohl motivierte als auch unmotivierte Schwangere teilnahmen, ergab, dass 99% der Aussage “Rauchen während der Schwangerschaft kann meinem Baby ernsthaften Schaden zufügen” bis zu einem gewissen Grad zustimmten. Etwa 75% stimmten dieser Aussage mit «sehr» oder «extrem» zu. Doch weniger als 10% von ihnen waren 12 Wochen später abstinent. Obwohl der Versuch, das Rauchen während der Schwangerschaft aufzugeben, bei denjenigen mit starkem “Schadensglauben” wahrscheinlicher ist, scheint er die Erfolgschancen nicht zu erhöhen.

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Verbesserung der Bereitstellung kurzer Alkoholberatungen in der Primärversorgung: Ansichten von beiden Seiten des Konsultationstisches

Von Amy O’Donnell, Newcastle Universität, Vereinigtes Königreich

In einigen Teilen Europas ist der Alkoholkonsum in letzter Zeit zurückgegangen, insbesondere bei jungen Menschen. Übermässiger Alkoholkonsum ist jedoch nach wie vor ein wichtiger Risikofaktor für einen schlechten Gesundheitszustand und einen frühen Tod. Eine einfache, kurze Beratung für Personen, die als starke Trinker*innen identifiziert wurden, kann dazu beitragen, die Menge des Alkoholkonsums zu verringern. Insbesondere wenn sie von Personen der Primärversorgung, wie Allgemeinärzten und -ärztinnen oder Krankenpfleger*innen, durchgeführt wird. Bei der Alkoholkurzberatung handelt es sich um ein kurzes, evidenzbasiertes, strukturiertes Gespräch, das darauf abzielt eine Patientin oder einen Patienten zu motivieren und zu unterstützen eine Änderung des Trinkverhaltens in Erwägung zu ziehen, um ihr/sein Schadensrisiko zu verringern. Wir haben die Hauptbestandteile dieser Gespräche noch nicht vollständig identifiziert, aber besonders wirksam scheinen folgende Aspekte zu sein: persönliches Feedback bezüglich dem Alkoholkonsum einer Patientin oder eines Patienten geben und sie/ihn ermutigen den Alkoholkonsum selbst zu überwachen.

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