E-health: Zwischen Hype und Hoffnung

Rik Crutzen, Maastricht University, The Netherlands

 

 

Heutzutage benutzt fast jede*r ständig das Internet für diverse Aktivitäten: vom Lebensmitteleinkauf bis hin zum Versenden eines lustigen Katzenbildes an Freunde am anderen Ende der Welt. Alles ist möglich. Zusätzlich wird das Internet immer häufiger für  Gesundheitsthemen genutzt – das nennt sich dann E-health.

 

 

Was ist e-health?

 

‘E-health’ bezeichnet Gesundheitsdienste und Informationen, die über das Internet und verwandte Technologien bereitgestellt oder erweitert werden. Innerhalb der Gesundheitspsychologie beschäftigt sich E-health vor allem mit einer breiten Palette an Interventionen, um Gesundheitsverhaltensweisen zu verändern, wie zum Beispiel mehr Sport zu machen oder mit dem Rauchen aufzuhören. Schon seit der Jahrhundertwende existiert Überblicksliteratur, aus der hervorgeht, dass Interventionen, die über das Internet vermittelt werden, wirksam sein können. Es ist jedoch wichtig, dass der Entwicklungsprozess solcher Interventionen auf wissenschaftlicher Evidenz und auf Theorien beruht.

 

Vorteile von Internet vermittelten Interventionen

Das Benutzen des Internets oder verwandter Technologien hat einige Vorteile. Zum Beispiel kann man im Internet im Vergleich zu face-to-face Interventionen anonym bleiben. Diese Anonymität kann bei Interventionen hilfreich sein, die Verhaltensweisen betreffen, die Scham auslösen (beispielsweise Kondomgebrauch oder übermäßiger Alkoholgebrauch).

Darüber hinaus können E-health Interventionen GPS-Daten nutzen, um Standort-spezifische Informationen anzuzeigen, z.B. wo in der Nähe gesunde Ernährungsoptionen verfügbar sind.

Man sollte jedoch beachten, dass die beiden genannten Beispiele lediglich Möglichkeiten für E-health Interventionen sind, dass diese Vorteile aber nicht für alle durch das Internet vermittelten Interventionen gelten. Nur wenn ein Mangel an Anonymität oder Unwissen um die Verfügbarkeit von gesunden Ernährungsoptionen tatsächlich Gründe dafür sind, dass sich Menschen sind ungesund verhalten, helfen die genannten Möglichkeiten von E-health. Mit anderen Worten, die Merkmale des Mediums und die Möglichkeiten, die es bietet, sollten nur als Werkzeug betrachtet werden und nicht als Wundermittel.

 

Untersuchung der Nutzung von Internetseiten

Ein Vorteil aller Internet-Interventionen ist, dass sie die Möglichkeit bieten, die Nutzung der Seiten zu untersuchen: Daten darüber können zum Beispiel einen detaillierten Einblick geben, an welcher Stelle die Nutzer*innen eine Webseite verlassen oder die Intervention abgebrechen. Dieses Wissen kann verwendet werden, um Interventionen an die Bedürfnisse der Nutzer*innen anzupassen und das Auftreten und die Wahrscheinlichkeit positiver Interventionsergebnisse zu erhöhen. Darüber hinaus liefern sie einen Einblick darüber wie intensiv Besucher*innen die Interventionen nutzen (z.B. Häufigkeit und Dauer) und was sie interessiert (z.B. welche Themen).

 

 

Zusammenfassung

E-health Interventionen bieten Möglichkeiten, die für die Gesundheitspsychologie sehr nützlich sein können. Trotzdem sind sie kein Allheilmittel. Jede Veränderung des Gesundheitsverhaltens ist ein komplexer Prozess und wir sollten die gesamte Breite verfügbarer Theorien und wissenschaftlicher Evidenz nutzen, um unsere Interventionen effektiver zu gestalten – sowohl online als auch offline.

 

Empfehlungen für die Praxis:

  • E-health kann als Werkzeug zur Verhaltensänderung genutzt werden. Dennoch ist es wichtig, Internet-basierte Interventionen systematisch (theorie- und evidenzbasiert) zu entwickeln, genau wie alle anderen Interventionen zur Verhaltensänderung auch.
  • Setzen Sie E-health nicht zum Selbstzweck ein: Die Merkmale eines Mediums und die Möglichkeiten, die es bietet, sollten immer zielgerichtet verwendet werden: man sollte immer abwägen, warum man gerade dieses Medium und/oder die Möglichkeiten, die es bietet, nutzen möchte.
  • Wenn Sie E-health einsetzen, untersuchen sie auch die Nutzung der Webseiten. Dies kann Ihnen dabei helfen, einen Einblick zu bekommen, wie Ihre Intervention genutzt wird und gibt wertvolle Hinweise zur Verbesserung der Intervention.

 

 

Übersetzung: Janine Schreck, Lisa Marie Warner